Liebste Fans des alljährlich stattfindenden Freiluftkinos, es ist bereits Ende August und ja, das heißt, wir nähern uns mit großen Schritten dem Ende unserer diesjährigen Filmnächte Saison. Wie ihr in vielen Beiträgen von vor allem Jakob aber auch mir nachlesen konntet, war es eine sehr emotionale Saison mit Hochs und Tiefs. Und nein, hierbei rede ich nicht nur vom Wetter.

Doch wir wollen diese Saison nicht einfach so zu Ende gehen lassen, sondern wir haben uns für euch das Beste bis zum Schluss aufgehoben. Denn was passiert, wenn die Filmnächte vorbei sind, das Jahr sich dem Ende neigt und wir uns kopfüber in ein Neues stürzen? Korrekt, es ist Premierenzeit. Die Indoorkinosaison beginnt wieder und mit ihr der Run um die meisten Zuschauer, größten Premieren und höchsten Umsatzzahlen. Dementsprechend übertrumpfen sich Verleiher und Kinobetreiber für die größten und auffallendsten Kinopremieren überhaupt. Und der kleine Bürger wie du und ich? Wir stehen meistens am Rand oder eher hinter den vielen Absperrungen und schauen dem Spektakel mit großen Augen zu. Doch es gibt auch den ein oder anderen Fuchs unter uns, welcher es sich zu Aufgabe gemacht hat die Stars und Sternchen und die Kunst zusammen zu bringen. So wie Jessica Kellershofen.

Jessica Kellerhofen -Kölner Sprayart Künstlerin-

Die Kölner Künstlerin arbeitet seit 2013 an ihrer Serie „Stencil Art“. Für diese Sprayart-Porträts bekannter Persönlichkeiten aus aller Welt schneidet sie in filigraner Hingabe eigenhändig Schablonen aus und sprayt das Motiv mit Acryllack auf Leinwand. Das fertige Bild nimmt sie mit auf Reisen, auf der sich Werk und Motiv erstmalig begegnen und so finden sich in der Serie bis heute etwa 75 Bilder, persönlich signiert von uns alle bekannten Filmstars wie Daniel Radcliffe, George Clooney und Meryl Streep.

Ich habe mich mit der Künstlerin zusammen gesetzt und sie hat mir in einem ganz exklusiven Gastbeitrag 5 Top-Tipps für eure nächste Autogrammjagd verraten. Und ich kann euch jetzt schon versprechen, dass ihr, genau wie ich, mit großen Ohren ihren vielen Erzählungen und lustigen Anekdoten lauschen werdet.

Tipp 1: Sei stets vorbereitet! (oder: Warum Jane Fonda in London fast einen Herzinfarkt bekam)                                                                                                                                                                       

„Wenn man sich häufiger in London Theaterstücke anschaut, Filmpremieren besucht oder auf sonstigen Events unterwegs ist, kann es schon einmal vorkommen, dass man sich mit anderen Fans (und leider auch Autogramm-Dealern) in einer Seitenstraße trifft, weil man dort z.B. einen Promi beim Shoppen oder an der Hintertür einer Eventlocation vermutet. So fand ich mich stundenlang wartend auf die damals gerade gescheiterte Präsidentschaftskandidatin der USA, Hillary Rodham Clinton, in einem Nobelbezirk Londons wieder. Nachdem wir sie auf einer Buchpräsentation bereits dank der perfekten Abschirmung des Secret Service (good job!) verpasst hatten, war dies so ziemlich die letzte Chance, Hillary in London nach einem Autogramm zu fragen.

Jane Fonda -amerikanische Schauspielerin und Teil der Filmnächte Ausstellung in Lounge 1-

Da die Tage in London aber rundum verplant sind, sollte man stets auf alles vorbereitet sein. Und so kam es, dass wir nicht auf Hillary Clinton stießen an jenem Tag (Spoiler alert: Sie hatte sich im Hotel den Zeh gebrochen und daher an dem Tag keine Termine außerhalb ihres Zimmers), sondern auf eine Dame um die 80, die komplett in schwarz gekleidet, mit dunklem Hut, Sonnenbrille und gesenktem Kopf auf uns zu schlenderte. „Das is sie!“, „Ne, das isse nich!“, höre ich uns noch abwechselnd flüstern, als wir auch schon das mit nach London gebrachte, aber eigentlich für den nächsten Abend geplante Spraybild aus unserer Mary Poppins-Tasche zauberten und vorsichtig, aber zielstrebig, auf eine sichtlich verwirrte Jane Fonda zuschritten. „Würden Sie dieses Kunstwerk unterschrieben, Ma’am?“, „Äh, woher wisst ihr, dass ich hier bin?“, „Gar nicht, versprochen! Es war ein absoluter Zufall!“. Geglaubt hat sie es vielleicht nicht, sehr freundlich signiert dennoch.

Sei daher immer auch auf das Außergewöhnliche vorbereitet!“

 

Tipp 2 – Sei standfest! (oder: Warum ein Autogramm von Vanessa Redgrave nichts mit Glück zu tun hat)

„Eines vorweg: Außer der in Tipp 1 geschilderten Geschichte, hat Autogrammjagd nichts, aber auch gar nichts mit Glück zu tun!

Vanessa Redgrave -britische Film- und Theaterschauspielerin-

Jeder Mensch, der dies als Hobby macht, wird bestätigen können, dass man verdammt viel auf sich nehmen muss, um einem wirklichen Promi sehr nahe zu kommen und ihn um ein Autogramm zu bitten. Das erfordert nicht nur viele Stunden Zeit, sondern dabei vor allem eine Menge Geduld und gute Standfestigkeit. So auch, wenn man vor einem Theater auf eine Schauspielgröße wie Vanessa Redgrave wartet. Erstarrt man nicht bereits in Ehrfurcht, wenn man viele, viele Stunden vor und nach dem Stück auf sie gewartet hat und sie dann gegen 0 Uhr nachts aus dem Theater schwebt in Begleitung mehrerer Anhänger und Angehöriger, so ist dies spätestens dann der Fall, wenn sie ganz nah an einen herantritt, dir tief in die Augen schaut und einen Vortrag hält, warum Schauspielerei so anstrengend ist und warum sie sich nun gar nicht in der Lage fühlt, nach so einem langen Tag noch etwas zu signieren.

Sei es drum, dies ist in jedem Fall ihr gutes Recht. Aber man sollte sich auch nicht so leicht abschrecken lassen. Ein freundliches, verständnisvolles und tendenziell unterwürfiges, keineswegs geschauspielertes Lächeln kann dazu führen, dass sich auch eine derartige Größe der Bühnen und Leinwände dazu durchringt, sich auf einem Kunstwerk zu verewigen und einen kurzen, netten Plausch zu halten.“

Tipp 3 – Sei frech! (Oder: Warum Cher nur für Amanda Seyfried signiert)

„Filmpremieren sind nichts für Weichlinge. Wer stundenlang Schlange steht, um villeicht eine Nummer zu ergattern, um dann vielleicht einen Platz hinter einer Absperrung zu ergattern, die dann vielleicht günstig liegt, um vielleicht ein Autogramm von einem Filmstar zu erheischen, der macht dies nicht, um dann seine minimalen Chancen nicht zu nutzen.

Als die „Mamma Mia! Here We Go Again“-Premiere in London stattfand, war uns allen klar: DAS ist mal eine Topbesetzung, die da zur Premiere auflaufen wird. Während wir manche Promis schon einmal getroffen hatten, und wegen mancher vielleicht eher weniger aufgeregt waren, stand ein ganz klares Ziel oben auf der Liste: Cher! Ich meine, come on, CHER! Wir brauchten diese Unterschrift einfach. Das Spraybild war da, wir waren da (Sidenote: Wenn ich von „wir“ spreche, meine ich mich und meine Lebenspartnerin Josefine Schmidt, die diesem Spraybild-Wahnsinn ebenso verfallen ist wie ich), Cher war da, was soll schon schiefgehen? Naja, das was immer so schiefgehen kann: Ein Promi schreibt an dem Tag keine Autogramme. Was also tun? Nachdem Amanda Seyfried bereits zuvor den roten (oder vielmehr blauen) Teppich betreten hatte und sehr nett und bereitwillig ihr Spraybild bei mir unterschrieben und sehr sehr nette Worte dafür gefunden hatte, blieb uns wohl nur eine Chance. Wir mussten die Chance beim Schopfe packen. Also drückten wir kurzerhand das Cher-Spraybild Amanda Seyfried in die Hand und baten sie, es für uns unterschreiben zu lassen. Violà! Da lief sie los.

Und nicht nur das. Sie crashte ein ET-Interview, um Cher dazu zu bewegen, das Bild zu unterschreiben. Danach brachte Amanda das unterschriebene Bild zurück. Einfach unglaublich. Manchmal muss man einfach frech sein und Hilfe einfordern! Auch Promis sind Menschen, die zu etwas stehen, was sie gut finden.“

Tipp 4 – Sei geduldig! (Oder: Warum Lady Gaga so lange faul im Archiv rumlag)

„Ein Künstler lebt nicht nur davon, Kunst zu erschaffen, sondern auch davon, diese auszustellen und einem Publikum zu präsentieren.

So geschah es, dass ich für meine „On Women, Power and Beauty“-Ausstellung im bunker k101 in Köln 2016 einige Werke von Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen und standen, schuf, von denen ich nicht dachte, dass ich sie jemals unterschrieben bekommen könnte. Dies war neben Werken von verstorbenen Vorbild-Frauen wie Eleanor Roosevelt und Coco Chanel, auch unerreichbare Größen wie Cher, Anna Netrebko und Lady Gaga. Generell ließe sich festhalten, dass es ungemein schwieriger ist, Autogramme von Sängern und Sängerinnen zu ergattern als von Menschen, die ihre Produkte Menschen-nah vorstellen und verkaufen (also z.B. Autoren, Schauspieler und Politiker). Lady Gaga musste demnach einige Zeit auf ihren tatsächlichen Einsatz am roten Teppich warten. Zur Londoner Filmpremiere von „A Star Is Born“, welcher auch der überaus erfolgreiche Eröffnungsfilm der Filmnächte Chemnitz sein durfte, war nun der große Moment gekommen. Lady Gaga nahm sich viel Zeit für ihre Fans am Leicester Square und quittierte das Spraybild mit einer anerkennenden Bemerkung und einer Unterschrift, die mir sehr viel bedeutet und auf die ich besonders stolz bin, sie bei den Filmnächten 2019 ausstellen zu können.

Merke auch hier: sage niemals nie. Denn in der Zwischenzeit sind alle drei genannten, „unerreichbaren“ Sängerinnen unterzeichnet.“ 

Tipp 5: Sei nicht zu ehrfürchtig! (Oder: Warum auch Meryl Streep manchmal nur ein Mensch ist)

„Klar, jeder von uns ist Fan von etwas. Manchen bedeutet Musik sehr viel, anderen Schauspielerei und manche stehen auf Sport. Ich für meinen Teil mache keinen Hehl daraus Meryl Streep-Fan zu sein, oder „Streeper“ wie man in der Community gerne sagt. Also ist es naheliegend, auch Meryl Streep ein Spraybild unterschreiben zu lassen. So oft ich diese außergewöhnliche Schauspielerin bisher auch treffen durfte (ungefähr 15 Mal), der extrem große Aufwand zahlte sich glücklicherweise häufig aus.

Klar, Meryl Streep ist ein gut abgeschirmter Mega-Star mit vielen Fans. Doch wir sind ja lernfähig. Je größer das Spraybild, desto mehr Aufmerksamkeit kann man in der Masse erheischen – selbst wenn der Star bekanntlich nicht besonders gut sehen kann oder will, weil er sich in diesen Situationen unwohl fühlt. Das Wichtigste jedoch ist, nicht zu ehrfürchtig zu sein, selbst wenn man seinem großen Idol gegenüber steht. Und wenn man es selbst nicht schafft, dann braucht es einen Komplizen, der das Reden und Handeln übernimmt. So trug es sich zu, dass wir in einer Londoner Fernsehaufzeichnung ein 70×100 cm großes Meryl Streep-Spraybild (in ihrer Rolle als Emmeline Pankhurst in Suffragettes) ausrollten und sie in einer Mini-Drehpause vor hunderten Leuten aufforderten, dieses für uns zu signieren. Gut, ich habe wenig dazu beigetragen. Hier war es meine Begleitung, die sich ein Herz fasste und auch vor Meryl Streep’s reizendem Bodyguard nicht zurückschreckte, um das Spraybild nah genug an den Blindfisch heranzubringen. Sie unterschrieb das Werk liebevoll mit den Worten „Thanks and love! Meryl Streep“ und hatte neben einem Luftkuss auch noch das ein oder andere „Wow“ für mch übrig.

Ein Mensch eben, der ehrlich überrascht und gerührt ist. Oder eben einfach nur die beste Schauspielerin der Welt. Für mich macht es bis heute keinen Unterschied. Diese Momente nimmt einem niemand weg.“

Und ihr Lieben? Habe ich euch zu viel versprochen? Ich denke nicht. Ich persönlich bin restlos begeistert, habe mich sehr über die vielen Anekdoten im Interview gefreut und freue mich sehr, dass wir als Filmnächte Chemnitz, Künstlern in jeglicher Hinsicht solch eine Plattform bieten können. Einige der gezeigten Spraybilder  sind derzeit als Kunstdrucke in der Lounge 1 auf dem Theaterplatz ausgestellt und können nach Festivalende käuflich erworben werden. Weitere Informationen findet ihr auch unter www.galerie17.org. 

Also, habt ihr jetzt Blut geleckt? Dann nichts wie los zur Autogrammjagd!

 

Fotos © Jessica Kellershofen, Galerie17   ©David M. Benett/WireImage über Getty Images 

Anne Friedrich

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