Daheim
Der erste Filmnächte-Abend einer Saison bedeutet für mich, nach Hause zu kommen. Alles ist so vertraut: die herrlich beleuchtete Kulisse, das herzliche Team. Die Leinwand, bei der ich mich immer an eine Hüpfburg erinnert fühle. Der Eins-Energie-Werbespot. Die plötzlich einsetzenden Kirchenglocken, die meinen, einen oscarprämierten Song mit ihrem Klang veredeln zu müssen. …Einfach eine Atmosphäre, die es sonst nirgendwo anders gibt!
Daheim – aber nicht allein. Glücklicherweise steht im ‚größten Wohnzimmer der Stadt‘ auch das ‚wahrscheinlich größte Sofa von Chemnitz‘, damit JEDER einen Platz findet.
Drei Worte: Aus. Ver. Kauft!
Das hat in acht Jahren noch kein Eröffnungsfilm geschafft – nicht „Fack Ju Göthe“ (2014), auch nicht „Kundschafter des Friedens“ (2017) oder „Django Unchained“ (2013). Selbst der französische Feel-Good-Hit „Ziemlich beste Freunde“ (immerhin Platz 24 der erfolgreichsten Filme in Deutschland überhaupt) scheiterte 2012 am Unterfangen, den Theaterplatz vollzumachen.
Doch alle Anwesenden haben es Freitag selbst gesehen, gehört, erlebt: Die Filmnächte Chemnitz haben 2019 mit dem wundervollen „A Star Is Born“ einen astreinen Auftaktabend hingelegt und circa 950 Besucher angelockt. Es gibt also doch Alternativen zum Kosmonaut Festival!
Music is the Key
Musik verbindet, das war schon immer das Geheimnis. Ob im Vorfeld eingespielte Movie-Soundtracks (Chapeau an Deutschlandfunk Kultur für die stets gelungene Auswahl!), gemeinsames Mitsummen bei „Shallow“ oder auch durch Live-Musik.
Dem Facebook-Aufruf der Filmnächte, „A Star Is Born“ musikalisch einzuläuten, folgte unter anderem das Gesangs-Duo ELMA. Die beiden rufen nicht nur Erinnerungen an Bradley Cooper und Lady Gaga wach, sondern können auch hervorragend singen und Gitarre spielen!
Ob „Don’t Look Back In Anger“ oder „Believer“ – irgendein Ohrwurm begleitete sicher jeden Besucher auf dem Nachhauseweg. Dafür sorgte natürlich auch der ‚Haupt-Act‘ auf der großen Leinwand…
Look what I found
Wenn ich an die entscheidende Programmbeiratssitzung zurückdenke, die das bewegende Liebesdrama als Eröffnungsfilm durchsetze, kann ich immer wieder sagen:
In einem Raum mit 10 Leuten, können 9 nicht an diesen Film glauben. Aber es braucht nur einen einzelnen, der es tut. Und das ist er: Festival-Leiter Michael Claus.
Ooooooder auch jemand anderes aus unserer Gruppe – keine Ahnung, wer letztlich auf „A Star Is Born“ bestand! Schließlich waren auch „Bohemian Rhapsody“, „100 Dinge“ oder „Der Junge muss an die frische Luft“ heiße Kandidaten für den Auftakt.
Wer die Anspielung eben übrigens nicht verstanden hat, unbedingt dieses amüsante Video angucken!
Gaga saying ‘There can be 100 people in a room and 99 of them don’t believe in you but all it takes is one and it just changes your whole life…” but every time Bradley Cooper dies a little more inside… pic.twitter.com/4F3V3APbXJ
— Alfie Green (@ItsAlfieGreen) October 24, 2018
Always remember us this way
„A Star Is Born“ aber fängt das ‚Filmnächte-Gefühl‘ perfekt ein: Schmetterlinge im Bauch, Lieder, die nicht mehr aus dem Kopf gehen und eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Von allen bisherigen Eröffnungsfilmen lässt uns dieser nämlich auch mit dem größten Kloß im Hals zurück, sobald der Abspann einsetzt.
Damit ihr auf der nächsten Grillparty nicht nur vom Filmnächte-Opening berichten, sondern auch mit Fun-Facts glänzen könnt: „A Star Is Born“ ist das dritte Remake des Originals von 1937. Die Version von 1976 wiederum, mit Barbara Streisand als titelgebender Star, gewann ebenfalls den Oscar für den besten Filmsong (ein echter „Evergreen“, hört mal rein).
Für den 2019er-Aufguss nahm Bradley Cooper 18 Monate Gesangsunterricht; in sechs Monaten lernte er außerdem Klavier und Gitarre. Und führte selbst Regie – ein echtes Multitalent! Genauso natürlich wie Lady Gaga, die sich die Rolle, analog zur Film-Handlung, mit einer verführerischen Perfomance von „La Vie en Rose“ sicherte.
Und das war erst der Anfang
Sehr wahrscheinlich, dass ihr nicht ausreichend Zeit hattet, alle Geheimnisse des Theaterplatzes zu ergründen. Die chillige Oscar-Lounge am Rondell mitsamt rotem Teppich? Hab’s getestet, von dort hat man einen idealen Blick auf’s Geschehen! Kunstwerke von galerie17 und von Marian Kretschmer in den Filmnächte-Lounges? Unbedingt einen Blick wert!
Sicher, noch war nicht alles perfekt (Stichwort Akustik; der massige Bass hat die Lounge teilweise ganz schön durchgerüttelt), aber die Saison hält noch locker 70 Filme bereit, um diese Dinge glattzubügeln. Ich freue mich auf jede, bei der ich dabei sein kann. Schaut auch ihr einfach mal vorbei!
Fotos © Toni Kretschmer, newpic photography
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