In letzter Zeit mal mit Auto oder Straßenbahn am Theaterplatz vorbeigedüst? Dann dürften euch ein paar hervorblitzende weiße Zipfelmützen aufgefallen sein – die Gastro- und Lounge-Zelte stehen!
Seit fast 2 Wochen hämmern, schrauben, wuchten, schwitzen, malern, konstruieren, basteln und fachsimpeln bis zu 16 emsige Handwerker am Aufbau der Filmnächte Chemnitz. Teilweise am Wochenende und trotz Affenhitze. Völlig Banane! Und völlig verdient, dass wir deshalb mal genauer in Augenschein nehmen, wohin ab Freitag alle filmbegeisterten Chemnitzer pilgern.
Der große Wiederaufbau
Am Anfang war das Nichts…
…und ein leeres, ungenutztes Theaterplätzchen. Rückblende: Bei Nacht (aber ohne Nebel) treffen am Abend des 19.06. mehrere schwer beladene Lastwagen vor dem Opernhaus ein. Am darauffolgenden Morgen, lange noch vor dem ersten Knoppers, fällt der Startschuss für Produktions-Guru Markus Richter und sein Team. Unter Hochdruck wird alles entladen – das Abenteuer „Filmnächte-Aufbau 2019“ beginnt!
Der Aufbau ist, ganz ähnlich wie „Avengers“ oder auch „Kill Bill“, aufgesplittet in zwei spannungsgeladene Parts.
So endet die erste Hälfte nach einer knappen Woche für Lounge, Gastro-Pagoden und Cocktailbar, mit einem unbefriedigenden Cliffhanger: ein Kino ohne Leinwand und Stühle!
Eine kleine Verschnaufpause für alle Beteiligten ist das große Nachbarschaftsfest, welches am 29.06. auf dem Theaterplatz gastiert. Am 30.6. geht’s dann für die Filmnächte-Baumeister ins Endgame: Es bleiben 5 Tage für die nagelneue Oscar-Lounge, Airscreen-Leinwand, Büro- und Kassencontainer sowie gefühlt zweiundzwanzig weitere Elemente. Ein Zeitplan, enger gestrickt als je zuvor. Schaffbar? Vielleicht nur mit Zeitreisen…
Rekordverdächtig
Das aufwändigste Unterfangen steht gleich zu Beginn: 4 Lounge-Pagoden mit Zelten, Treppen, Zäunen und Schwerlastböden müssen hochgezogen werden. Und das gelingt den toughen Aufbau-Avengers sogar schneller als erwartet, auch dank Unterstützung eines opulenten Krans! Von dem liegen mir zwar keine Fotos vor – Augenzeugen berichten aber, er wäre ungefähr dreimal so hoch wie die Petrikirche!
Exorbitant sind auch die Zahlen rund um die Leinwand.
Deren Beschwerungen wiegen allein 18 Tonnen, damit Sturmtiefs trotz archaisch klingenden Vornamen nichts wegwirbeln können.
Genug des Vorgeplänkels, worauf dürfen sich Film-Fans denn nun freuen? Aufbau-Profi Markus Richter und Festival-Leiter Michael Claus haben mir ein paar Einblicke verschafft…
Neuerungen der Filmnächte-Saison 2019
Oscar-Lounge
Ihr seid gleich zu diesem Abschnitt vorgesprungen, gebt’s zu! Na schön: Am Rondell, auf den heiligen Stufen hinab zum Theaterplatz, thront erstmals die brandneue „Oscar-Lounge“. Ein exklusives, überdachtes Plätzchen hinter der Cocktailbar – ein bisschen also wie die Winkelgasse hinter dem „Tropfenden Kessel“.
Kundenevents wie XING Backstage haben das Areal bereits für sich entdeckt. Aber nicht nur Firmen frönen hier ausgelassen der Networking- oder Kinolust – auch der Otto-Normal-Gast darf in der Oscar-Lounge auf Liegestühlen chillen und mit Gleichgesinnten ins Gespräch kommen. Auch nach dem Abspann noch, zum Beispiel weil die Nachtlinie im Stau steht oder der Film einen so mitgenommen hat! Nur reguläre Platzkarten gibt es für diesen Bereich nicht zu kaufen.
Wie die Oscar-Lounge aussehen wird? Keine Ahnung, ganz ehrlich! Müsst ihr Freitag wohl selbst zum ‚Grand Opening‘ vorbeikommen…
Parkett und Stühle
An den Stuhlreihen hat sich nicht allzu viel verändert – ich empfehle weiterhin, Sitzkissen mitzubringen. Zum Glück wurden jedoch die Abstände zum Sitznachbarn vergrößert, sodass keiner Angst haben muss, andere Besucher mit kleinsten Bewegungen beim Schluchzen, Schnäuzen oder Lachen physisch zu belästigen. Nice!
Um den Konzert-Veranstaltern zu John Fogerty, Amy Mcdonald & Co. Sorgenfalten beim ständigen Umbau zu ersparen, fällt der Parkett-Fußboden samt Lautsprecher-Armada weg. Bedeutet, dass Bierchen oder Cocktails sich nun nicht mehr auf den klobigen Boxen parken lassen, womit wir zum nächsten Punkt kommen…
Neues Soundsystem
Es ist zwar erstmal eine Testphase, aber die Sound-Technik der Filmnächte-Kindheit 2011 ist inzwischen erwachsen geworden: Nun ist Frontbeschallung für den gesamten Platz möglich! Zwei Lautsprecher sollen dieses Jahr von vorne für den guten Ton sorgen.
Dadurch überhört man auch auf den seitlichen Bierbänken oder als ‚Nachholer‘ am Gastro-Schalter keinen flotten Spruch mehr. Außerdem sollen generell Dialoge besser zu verstehen sein (auch in der Lounge, wo zusätzliche Lautsprecher installiert sind).
Für die Zukunft ist so endlich auch hochwertiger Surround-Sound denkbar. Bin gespannt, wie sich das Ganze in natura anhört – ihr auch?
Fazit: ‚Schnugglisch‘, wie der Sachse sagt!
Mir gefällt, dass die Filmnächte nicht auf der Stelle treten, sondern trotz Kostendruck immer etwas Neues wagen. Und was man davon bisher sieht, scheint wirklich gelungen!
Zudem ein großes Lob an die vielen fleißigen Beleuchter, Tischler, Sound-Experten und Helfer jeglicher Art – ab Freitag präsentiert sich der Theaterplatz dank euch in seinem schönstem Sommer-Dress, nämlich dem strahlenden Filmnächte-Blau-Gelb! Überzeugt euch selbst…
Zum Schluss noch 3 Fragen an…
Markus Richter (Produktionsleitung)
Mit wie viel Vorlauf vor der Saison beginnt dein Einsatz für die Filmnächte?
Die Planung startet bereits ein Dreivierteljahr vorher, wenn über Neuerungen und Verbesserungen gesprochen wird. Tatsächliche Meetings mit Ämtern, der Stadt etc. folgen dann etwa ein halbes Jahr vor Festival-Beginn.
Wenn dir eine gute Produktions-Fee 100.000 € mehr zur Verfügung stellen würde, wofür würdest du die Knete investieren?
Natürlich für einen exzessiven Mallorca-Urlaub! Spaß beiseite, das Geld würde als erstes in eine hochwertige Parkett-Bestuhlung gehen. Danach wäre die Lounge dran, die man als Containermodell auf zwei Etagen aufteilen könnte –
im „Erdgeschoss“ gäbe es Popcorn, Getränke & Co., oben würden -mit perfekter Aussicht- die Lounge-Gäste sitzen.
Ein anderes Investment wäre eine stattliche LED-Leinwand – mit Firmen wie Samsung als Vorreiter sind die inzwischen so leuchtstark und funktionstüchtig, dass sie auch bei Tageslicht alles gut zeigen. Für die Zukunft auf jeden Fall ein spannendes Thema, das mit dem Tageskino ja bereits ausprobiert wird.
Wenn du nicht gerade bei 36 Grad an der Filmnächte-Kulisse werkelst – wie genießt du den Sommer am liebsten?
Ganz klar auf dem Rennrad – da ich in Dresden wohne, meistens den Elberadweg entlang. An der Ostsee widme ich mich auch gerne dem Segeln.
Bonus-Frage: Verrätst du, wo man am besten sieht und hört?
Aber nicht weitersagen, okay? Reihe 8-10, also tatsächlich ziemlich mittig im Parkett!
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