Jeder eingefleischte Cineast hat diesen Satz sicher mehr als einmal in seinem Leben gehört oder ist, wie man munkelt und auch immer wieder am eigenen Leib erlebt, zu diesem Satz aus einer kurzen inneren Einkehr um 4 Uhr nachts hochgeschreckt.

Filmpreise sind neben Lobeshymnen oder vernichtenden Kritiken die mit Abstand einzigste Maßgabe, nach der wir „Normalos“ einen neuen Film auf seine Qualität und Tauglichkeit im allgemeinen Freizeitstehlen beurteilen können. Und was es da nicht alles gibt. Angefangen mit der Palme d’Or über die Golden Globes bis hin zum Höhepunkt einer jeden Award-Season, den Academy Awards, oder auch kurz Oscars genannt. Natürlich sprechen wir in diesem Zusammenhang nur von international, oder ja, eher sehr amerikanisch wirkenden Filmpreisen.

Warum? Nun ja, in unser Programm hat es schließlich auch eine Oscar- und keine Berlinale-Bär-Schiene geschafft, oder? Wobei letztere sicher mal ein diskutabler Tagesordnungspunkt für die kommenden Meetings des Programmbeirates wären. 

„…Olivia Coleman in The Favourite!“

Glaubt ihr an Oscarwunder? Also diese Art von Wunder, bei der es auch ausgleichende Gerechtigkeit gibt? Herzlichen Glückwunsch – aber nein, nicht bei den Oscars, meine Lieben! Ich möchte an dieser Stelle kurz eine ganz subjektiv gestaltete Lanze brechen. In meinen Augen sind Award-Veranstaltungen jeglicher Art immer ein Spiegel der politischen und gesellschaftlichen Stellung eines Landes.

Denken wir dabei nur an den großen Aufschrei vor knapp vier Jahren, als einem Academy-Member doch tatsächlich auffiel, dass zu wenig afroamerikanische Schauspieler und Filmschaffende für diesen Preis nominiert waren. Tja, und schwups, kamen direkt 90% der afroamerkanischen Nominierten nicht zur Verleihung. Boykott hieß es! God knows, wer hier schon wieder was in seiner Luxuswelt boykottiert. Aber seien wir doch mal ehrlich. Warum bekommen Schauspielerinnen, die 45 Jahre eine grandiose Leistung nach der anderen abliefern, bis heute keinen Oscar? Oder warum gewinnen andere Schauspieler und Drehbuchautoren nur mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 15%, obwohl sie eigentlich schon zum Inventar des Dolby Theatres gehören?

All diese Fragen diskutieren wir als Programmbeirat und ja, manchmal beeinflussen diese unsere persönliche Filmwahrnehmung und lassen die Auswahl noch schwieriger erscheinen.  Dennoch denke ich, dass wir aus allen Gewinnern der Herzen für euch eine wundervolle Reihe zusammengestellt haben, die ihr ab dem 11.07.2019 mit der „Frau des Nobelpreisträgers“ jeden Donnerstag erleben könnt. 

Welche Schmankerl haben wir für euch vorbereitet? 

Ich würde euch gerne im Folgenden kurz und knackig zwei meiner persönlichen Oscarhighlights aus dieser Reihe vorstellen, natürlich mit dem Ziel euer Unterbewusstsein ein wenig argumentativ dazu zu zwingen, euren restlichen Körper jeden Donnerstag auf den Theaterplatz zu schieben. 

Glanzstunde für Glenn Close

Beginnen wir in diesem Zusammenhang direkt mit dem ersten Film der Reihe: „Die Frau des Nobelpreisträgers“. 

Filmplakat Die Frau des Nobelpreisträgers mit den beiden Hauptdarstellern

Ich muss sagen, ich habe diesen Film sehr herbeigesehnt. Während eines kurzen Wochenendtrips nach London hatte ich bereits überall in der U-Bahn riesige Werbeplakate von „The Wife“ (so der englische Titel) mit Glenn Close und Jonathan Pryce gesehen. Und nachdem mir eine sehr gute Freundin dann auch noch erzählte, dass er über alle Maßen gut sei, ja, da konnte ich es kaum noch erwarten, ihn endlich auch in den deutschen Kinos sehen zu dürfen. Aber es dauerte. Bis Ende Dezember 2018 stand noch nicht mal ein Starttermin für Deutschland fest. Als es dann jedoch endlich im Januar 2019 soweit war und ich ihn sehen konnte, wurde ich absolut für meine Vorfreude belohnt.

Es war eine zutiefst bewegende Geschichte über Liebe, die Wichtigkeit der Familie, Mut und die eigene Naivität. Der Trailer an sich sagt nicht viel über die gesamte Geschichte des Filmes aus. Wir verbleiben einzig und allein mit der Information, dass Joe Castleman mit dem Nobelpreis für Literatur in Stockholm ausgezeichnet werden soll und dass, ja, auch seine Frau mit von der Partie sein wird, die eine Rolle einnimmt, die das ganze Gerüst an augenscheinlichen (Lebens)lügen zum Einsturz bringen kann.

 

Filmszene aus Die Frau des Nobelpreisträgers: Glenn Close im Gespräch mit hartnäckigem JournalistenFilmszene aus Die Frau des Nobelpreisträgers: bei der Preisverleihung

Sollten wir uns also trauen und euch so einen Film zeigen? JA! Definitiv. Ich sage euch, es wurde um diesen Film gekämpft und ich bin sehr stolz, dass er im Programm verblieben ist. Er sei euch besonders ans Herz gelegt und ich warne euch vor, Taschentücher sind an diesem Abend unter der unendlichen Weite des poetischen Sternenhimmels notwendig.

Wahnsinn am englischen Königshof

Der zweite Film den ich euch ans Herz legen möchte, ist am 22.08.19 um 20:45 Uhr „The Favourite- Intrigen und Irrsinn“, der für gleich 10 Oscars nominiert war.

Filmplakat zu The Favourite mit den drei HauptfigurenAn diesem Film scheiden sich die Geister. Dass das britische Königshaus sehr eigenwillig ist und viele Marotten aufweist, wissen wir sicher nicht erst seit „The Crown“, „Elizabeth“ oder „The Royals“. Doch diese Geschichte, um die Abtrünnigkeit der im 18. Jahrhundert herrschenden Königin Ann, ist eine absolut fantastische. Krank und augenscheinlich machtlos lässt sie sich von ihrer Gespielin Lady Sarah gesund pflegen. Ich sage nur die Könige und der Klerus! Unbekannt sind uns solche Liebschaften ja nun wirklich nicht. Interessant wird die gesamte Situation nur durch die Ankunft von Lady Sarahs Cousine Abigail. Ganz unten in der Gesellschaft angekommen, merkt diese schnell, dass durch die Königin alles möglich ist. Sie beginnt von Lady Sarah zu lernen und bald ihre Stellung als Liebhaberin einzunehmen.

Das Irrsinnige an der ganzen Situation? Gott, Irrsinn gibt es zur Genüge. Angefangen bei den opulenten Partys mit Gänserennen, über Machtspiele beim Tontaubenschießen und Verschleppungen bis hin zu neckischen Bettspielen vor laufender Kamera ist wirklich alles dabei, was Intrigen zu bieten haben!

Emma Stone in The Favourite mit einem Gewehr Filmszene aus The Favourite: Geschminkte Königin rekelt sich im Bett

Bewaffnet euch mit Sinn und Verstand, um diesen dann beim Schauen des Filmes wieder zu verlieren. Stellt keine Fragen und Ansprüche, sondern lasst ihn nur auf euch wirken. Dieser Film wird euch mit Garantie noch sehr lange beschäftigen. 

Natürlich gibt es auch noch einige andere Filme in unserer Oscar-Schiene, die einen Besuch verdient haben. Aber ich möchte an dieser Stelle für meine Favoriten sprechen und hoffe, viele von euch daraufhin bei einem dieser Filme wiederzusehen. 

Anne Friedrich

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